Guten Tag Herr Winter. Wir möchten Sie
zum Thema Biodiversität und aktiven Klimaschutz von Friedhöfen befragen.
Auf unseren beiden Friedhöfen stehen folgende Grabstätten zur Verfügung
Guten Tag Herr Winter. Wir möchten Sie
zum Thema Biodiversität und aktiven Klimaschutz von Friedhöfen befragen.
Petrick: Ist das für die Friedhofsverwaltung
Lehrte unter Ihrer Führung relevant?
Winter: Mehr denn je ist es
für uns seit Jahren selbstverständlich
einen ausgewogenen Teil an naturbelassenen
Stellen und gepflegten Grabstellen vorzuhalten.
Diese Kombination ermöglicht die
Basis für eine umweltschonenende Grünzone innerhalb städtischer Bebauung.
Klimatisch findet da ein Austausch erwärmter Luft mit Kühle durch die Bepflanzung statt.
Gerade mit zunehmenden
Temperaturen und Wetterphänomenen
ist es wichtig auch nicht belegte Stellen auf
Friedhöfen zu belassen und nicht durch Bebauung zu versiegeln.
Petrick:Ist das nicht finanziell eine Mehrbelastung?
Winter: Allerdings, das Problem ergibt sich aus den zunehmenden Kosten für die Nutzungsrechte der Grabstätten, die nicht endlos an Hinterbliebene weitergegeben
werden können.
Pflege von Bepflanzungen, dem Baumbestand und Wegen für die Verkehrssicherheit unserer Besucher sind einige der Parameter unserer Kosten. Viele dieser Kosten sind bei Bestattungswäldern einfach nicht vorhanden, z.B. auch sanitäre Anlagen. Städtische Friedhöfe finanzieren sich außerdem anders als
kirchliche, die von den unterschiedlichen
Gebühren der Grabstätten zu 100% ihren Haushalt bestreiten müssen.
Viele Friedhöfe verfügen über historische Bebauungen.
Bei uns ist das so. Wir haben hier auf dem neuen Friedhof eine Kapelle aus dem Jahr 1930 und viele Denkmäler auf dem alten Friedhof,
die unter Denkmalschutz instand gehalten werden müssen.
Dies ist ebenso eine finanzielle Belastung.
Petrick: Wie tot ist eigentlich Totholz?
Winter: Der Begriff Totholz führt etwas in die falsche Richtung.
Totholz ist alles andere als tot. Denken Sie nur an Flechten, Moose, Pilze oder Pflanzen, die das Holz besiedeln, ebenso Käfer und andere
Klein- und Kleinstlebewesen.
Wenn man dies alles in definierten Räumen
sich selbst überlassen kann, leistet man
einen wichtigen Beitrag und Schutz für unsere Natur.
Unsere Blumenwiesen bieten Bienen und Insekten Nahrung.
Petrick: Hat sich dadurch an Ihren Angeboten für Grabstätten etwas geändert?
Winter: Wir folgen den Wünschen nach Urnenbestattungen, ein Teil davon auch anonym, und wir haben unser Angebot
ständig erweitert z.b. mit Urnenbestattungen unter Bäumen oder Urnengrabstätten im Staudenbeet. Sie merken, dass wir auf
natürliche Formen der Grabstätten achten sowie es Blumenwiesen und Totholzbereiche auf unserem Friedhof gibt.
Biodiversität wird bei uns schon über Jahrzehnte gepflegt. Natürlich sind wir für jede Anregung dankbar, aber Diversität ist bei uns schon lange status quo.
Petrick: Kann man auch ohne Anmeldung eine Grabstätte besuchen?
Winter: Ja sicher, es bedarf jedoch keiner Anmeldung bei uns im Büro.
Nicht alle Friedhofsbereiche sind für Besucher zugänglich.
Wir gehen vom pietätvollen Verhalten der Besucher aus. Führungen finden gerne für Schulklassen statt.Vorträge und Erläuterungen sind ebenso auch für ein größeres Publikum vorgesehen.
Schauen Sie sich unser Angebot im Internet gerne einmal an.
Petrick: Wie sehen Sie die Zukunft Herr Winter?
Winter: Wie in anderen Branchen müssen wir auch mit weniger Personal
zusätzliche Aufgaben meistern. So scheinen auch Flächen zeitweise
unbearbeitet, weil wir den Umweltschutz konsequent beachten.
Petrick: Herr Winter ich danke Ihnen für das Gespräch.
Anbei interessante Links zum Thema Klima und Friedhöfe:
https://www.julius-kuehn.de/media/Institute/GF/_FS_Stadtgruen/7/FS_7_Stadtgruen_08_Burghardt.pdf
https://www.friedhofsverwalter.de/auf-friedhoefen-biodiversitaet-foerdern/